DIE
VERSICHERUNGSPOLICE
Die Versicherung ist eine
unsichtbare Ware. Heute sind es ein paar Bogen Papier im Format DIN A4, die
nach Lust und Laune Versicherungsschein oder Police genannt werden. Wer heute
seinen Versicherungsordner durchblättert, findet typografisch langweilig
gestaltete Computerausdrucke. Künftig hat der Kunde vermutlich nur eine App auf
seinem Smartphone und der Vertrag ist in der Wolke bzw. Cloud. Das war's dann.
Das war im 19. und in den
ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts anders. Damals wurde ein
Versicherungsvertrag nicht schlicht und einfach dokumentiert, sondern durch die
aufwendige grafische Gestaltung zu einem Wertpapier gemacht. Die
"unsichtbare Ware" Versicherung“ erhielt ein Gesicht, das sowohl
durch die Typografie als auch durch die in schwungvoller Schönschrift
eingetragenen persönlichen Daten einen individuellen Charakter
erhielt. Auf diese Weise wurde dem Kunden vermittelt, dass er durch den
Abschluss des Vertrages weise gehandelt hatte und mit Recht stolz auf seinen Entschluss
sein konnte.
Gewiss hatten die
Auftraggeber von Policen-Entwürfen damals neben der werblichen auch eine
künstlerische Wirkung im Sinn. Der schmale Grat zwischen Kunst und Kitsch wurde
mitunter durchaus in die eine oder andere Richtung verlassen. Neben dem
offensichtlichen Unterschied in der Qualität dokumentieren die Exponate auch
klar den Wandel des Zeitgeschmacks, der Mode. Lebensweise und Nationalgefühl
ihrer Kunden spiegeln sich nicht selten im - wie es heute heißt - Corporate
Design der Versicherungsunternehmen wider. Doch gerade deshalb wirken die
historischen Policen in unserer nüchternen Zeit wie kleine Schätze aus einer
längst vergangenen Epoche. Sie vermitteln uns das Flair einer Zeit, in der
es nicht nur um den bloßen Abschluss kaufmännischer Verträge ging, sondern auch
um einen gewissen damit verbundenen Stil.
Bernd Fleischer
Policensammler
Kontakt: info@versicherungsmuseum.de
Kontakt zum Betreiber der Webseite von nichtkommerziellen Interessenten
und Sammlern zum fachlichen Austausch sind ausdrücklich erwünscht.
„Hier geht´s zu den Policen“ führt zu den einzelnen
Dokumenten-
Datenbänken. Die Dokumente sind fast immer alphabetisch
nach den Versicherungsunternehmen und dem Jahr der Ausgabe geordnet.